Perfekt Unperfekt
Dieses Stück wurde im November 2018 am Theater Pforzheim aufgeführt.
Choreographie: Guido Markowitz, Damian Gmür
Kritik
DANCE FOR YOU MAGAZIN
Getanzte Inklusion im Schmuckmuseum.
Sophie Hauenherm, querschnittsgelähmt, wird in die Aufführungen des Ballettensembles im Schmuckmuseum integriert und tanzt eine herausragende Gastrolle.
Tanznetz.
Getragen, gestützt, geleitet -
Uraufführung des Pforzheimer Ballettensembles an einem ungewöhnlichen Ort.
Die stärkste Szene kommt zum Schluss wieder im Saal des Schmuckmuseums: Sophie Hauenherm reißt mit wütenden Bewegungen zum Gesang „in heaven everything is fine“ die Klettverschlüsse ihrer Beinkorsagen ab und geht. Allein. Quer durch den Saal. In einer Umarmung versinkend.
von Susanne Roth
Programm
Die Inszenierung setzt sich eingehend mit aktuellen Themen der Zeit auseinander: Narzissmus, die Erfahrung von Schnelligkeit und die Frage nach der Möglichkeit eines authentischen Lebens. Als Gast tanzt die Balletttänzerin Sophie Hauenherm aus Dresden.
Es ist bereits die vierte Produktion aus der Feder von Guido Markowitz und Damian Gmür und ihre zweite gemeinsame Produktion am Theater Pforzheim. Mit "Perfekt unperfekt" im Schmuckmuseum setzt Ballettdirektor Markowitz seine vor drei Jahren begonnene Reihe fort, Produktionen an ungewöhnlichen Orten in Stadt und Region zu platzieren. Bisherige Spielorte waren die Schloss- und Abtiftskirche St. Michael und das Emma-Jaeger-Bad.
Der ironische Titel des Ballettabends verweist auf Momente der Unvollkommenheit im Alltag. Diesem Thema der "wahren Schönheit", aber auch dem damit verbundenen Thema des eigenen Überlebens, der Unabhängigkeit und des Selbstwertes, sind Markowitz und Gmür in den vergangenen Wochen in den Räumen des Schmuckmuseums auf die Spur gekommen.
In ihrer gemeinsam konzipierten und choreografierten Kreation treten Raum, Schmuck, Körper und Tanz in einen nachdenklich stimmenden, hybriden, oft dynamischen, dann wieder innehaltenden Dialog der Körper, der die Schönheit in der Rushhour des Lebens abbildet und sie zugleich im Kontrast dazu besucht. Denn das Rad der Zeit dreht sich immer schneller. Wer hat den Mut, anders zu sein? Die komplexe, hochdynamische Choreografie nähert sich in facettenreichen Schlaglichtern der (verborgenen) Schönheit des Unperfekten, die uns zu dem macht, was wir sind: einzigartige Individuen. "Schmuck dient als zentrales Symbol und Reibungspunkt, er hält ewig, während Tanz flüchtig ist", sagen Markowitz und Gmür, und weiter: "Schmuck symbolisiert Verbindung und Ewigkeit und ist gleichzeitig zerbrechlich. Er spricht von der Verletzlichkeit des Menschen. Diese Spannungsfelder interessieren uns. "
Sophie Hauenherm tritt als Gasttänzerin des Ensembles auf. Sophie Hauenherm absolvierte eine Bühnentanzausbildung an der Palucca Hochschule für Tanz Dresden. Sie tritt ihr erstes Engagement seit ihrem Abschluss in Pforzheim an. Katharina Andres ist für das Kostümbild verantwortlich.
Die Produktion wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Tänzer: Elias Bäckebjörk, Stella Covi, Leon Damm, Ria Girard, Sophie Hauenherm (a.G.), Abraham Iglesias, Selene Martello, Eleonora Pennacchini, Alba Valenciano, Evi van Wieren und Dario Wilmington
Kostüm: Katharina Andes